Dienstag, 12. Juni 2012

Eine Radtour

Dieses Jahr hatte ich tatsächlich mal wieder so einen "richtigen" Urlaub. Eine Freundin und ich haben eine 2-wöchige Radtour unternommen. Wir sind von Berlin nach Kopenhagen geradelt. Als der Vorschlag für die Strecke kam, aber ich bedenkenlos zugestimmt, zumal der Alternativvorschlag eine Tour durch die Alpen war. Erst kurz vor Abfahrt nach Berlin ist mir aufgegangen, dass diese Tour fast doppelt so weit war, wie alle Touren, die ich bisher bewältigt hatte. Es sind laut Fahrradführer 650 km. Mit allen Abkürzungen und einigem Verfahren sind es dann exakt 688 km geworden.

Zugfahrt Im Intercity
Die größte Hürde war für mich zunächst die Zugfahrt nach Potsdam, wo meine Freundin C. und ich bei einer Freundin übernachtet haben. Meine Erfahrungen mit der Bahn und dem Fahrradtransport sprachen mehr für die Variante "Nie wieder!", aber es gab ja keine Alternative. 2. Hürde war dann auch noch das Umsteigen in meinem Horrorbahnhof Hannover (siehe letzter blogeintrag).

Aber ich kam planmäßig durch, bin aber an den Aufzügen im Berliner Hauptbahnhof schier verzweifelt. Auch durch hektisches auf den Knopf hauen, ließen sich die Aufzugkabinen nicht beschleunigen und ich bekam die S-Bahn nach Potsdam nur knapp.

Dann war ja aber das Schlimmste überstanden!

Die Streckenführung auf der gesamten Tour ist wirklich sehr schön, sogar in der Nähe der Großstädte (also Berlin, Rostock und Kopenhagen). Viel Natur (Hasen, Rehe, Reiher, Kraniche, Schlangen, Füchse...), kleine Orte (bei manchen möchte ich allerdings nicht tot überm Zaun hängen). Und auch einiges zu sehen. 

Gedenkstätte Sachsenhausen
Wir haben uns die KZ-Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück angeschaut, was sehr beklemmend war. In einem Feature "Unter dem Gras darüber" hatte ich vor Jahren eine Erzählung einer damals jungen Frau gehört die als Häftling in Ravensbrück medizinische Versuche betreuen musst, das ging mir natürlich sehr im Kopf herum, als ich mich dort umgesehen haben.

Toll war aber auch der Ziegeleipark Mildenberg (didaktisch toll gemacht!) und der "Schwebende" von Ernst Barlach im Güstrower Dom (Schön, wenn man dann endlich in der richtigen Kirche ist, denn der Dom steht nicht immer auf dem Marktplatz...).

Meck-Pom und Dänemark sind ziemlich hügelig und der Wind kommt irgendwie immer von vorne! Es war war auch kühler als wir dachten (aber weitestgehend trocken) aber wir hatten den Vorteil fast überall relativ alleine zu sein ohne Touristenmassen. 

Jugendherberge in Rostock
auf der "Georg Büchner"
Zweimal waren wir ihn Jugendherbergen (sonst im Zelt). 
Güstrow war sehr komfortabel, Rostock, an Bord der "Georg Büchner" sehr spannend!
Leider hat meine Kamera kurz vor Rostock, die Arbeit eingestellt, sodass es ab dort nur noch Handyfotos gab.


 
Auf ein paar Dinge könnte man auf so einer Fahrradtour gerne verzichten. Das eine ist selbstverständlich der Gegenwind und das zweite eine kaputte Kamera, die mit jedem Kilometer schwerer wurde...

Auf der Fähre von Rostock
nach Gedser
Das Unwort der Tour war übrigens "Löffelschaum"! Da C. und ich beide gerne Kaffee mit Milch trinken, hatte ich fertigen Cappuchino eingepackt. Aber wer hat diesen Lebensmitteltechnikern erzählt, man wolle die Hälfte der Tasse nur Schaum haben? Der wurde dann auch tapfer abgelöffelt und in den Ausguss gekippt. Dann hatte man einen durchaus erträglichen Kaffee!





Campingplatz in Marielyst
Den ein oder anderen Radler traf man auf der Tour immer mal wieder, das war nett. Königin Margarethe haben wir allerdings verpasst. Ihr Schiff lag noch im Hafen von Stubbeköping als wir auf die Fähre warteten, aber die Königin hatte den roten Teppich bereits wieder verlassen.







Toreinfahrt in Kopenhagen
Kopenhagen hat sich uns am ersten Tag mit Regen präsentiert, am zweiten Tag dann aber mit strahlendem Sonnenschein, sodass ich mir noch einen ordentlichen Sonnenbrand geholt habe. Wenn man die kleine Meerjungfrau sucht, muss man im übrigen im Hafen nur den Massen folgen...

Lustig war dann auch noch die Heimfahrt mit dem CityNightliner. Im ganzen Kopenhagener Bahnhof fanden wir nur einen gedruckten Fahrplan. Dort aber fehlte die Angabe des Gleises, von dem der Zug abfahren sollte. Ich fragte beim Fahrkartenschalter nach. Der Mann hinter der Scheibe freute sich, dass wir schon zeitig am Bahnhof waren, unser Zug fuhr nämlich eine dreiviertel Stunde früher als geplant...wir freuten uns auch...
An der Ostsee unterwegs
C. und ich fuhren zwar im gleichen Zug, aber in unterschiedlichen Waggons, da in Hannover der Zug dreigeteilt wurde (Amsterdam, Basel und Prag) (Amsterdam für C., Basel für mich). Erst musste ein schwitzender Familienvater 4 Fahrräder und 2 Gepäckanhänger auf 2 Fahrradplätzen unterbringen und dann war erstmal mein Wagen mit Liegeabteil nicht auffindbar. Dann wurden mehrere Wagen umnummeriert, viele Menschen mussten noch mal umziehen...aber als Happyend gab es Weizenbier im Speisewagen (der keinen Strom für die Mikrowelle hatte...die arme Zugbesatzung hatte an diesem Abend Einiges zu improvisieren) und eine halbe Portion Nürnberger Würstchen mit Salat (es war nur noch eine Portion da für C. und mich). Und ein bisschen schlafen konnte ich Nachts dann auch, auch wenn ich den Frankfurter Hauptbahnhof nicht unbedingt ausgeruht erreicht habe.