Dienstag, 9. Juli 2013

Die romantische Straße...verkehrt herum

Die Romantische Straße führt von Würzburg nach Füssen. Das bedeutet, dass sie in der Summe bergauf verläuft...die erste Entscheidung bei der Planung unserer diesjährigen Fahrradtour war also, sie verkehrt herum zu fahren, also in Füssen zu starten. (Das macht die Fahrt manchmal gar nicht so einfach, weil die Schilder ab und zu nur in der anderen Fahrtrichtung angebracht sind und man mächtig suchen muss...)

Wir (meine Freundin C. und ich) haben uns also in der Jugendherberge in Füssen getroffen (ich war schon in Jugendherbergen mit besserem Service und Frühstück...). An dem Tag als die Tour losging hat es selbstverständlich geregnet. So ein schöner Landregen. Und der blieb dann auch den ganzen Tag bei uns. Die Schlösser König Ludwigs haben wir also nur im Regendunst gesehen. Schön war die Etappe aber doch, durch Wiesen vorbei an Seen. Und wir haben was gelernt: wenns regnet, fahren die Bauern die Gülle auf die Felder! Alle, den ganzen Tag. 
Schon am ersten Tag haben wir festgestellt, dass die Tour zwar insgesamt bergab verläuft, aber doch recht hügelig ist...
Am ersten Abend haben wir dann darauf verzichtet, das Zelt aufzubauen und haben uns ein trockenes Zimmer genommen, dass in einem Haus war, welches mal zu Kloster in Rottenbuch gehört hat. Nach Dusche, Essen und einem Bier sind wir um 19 Uhr eingeschlafen und haben traumlos 12 Stunden gepennt.


Wieskirche

Das wars dann auch mit den Regenfahrten. Und dann konnten wir die Fahrt noch mehr genießen...bis auf das Stück mit der 13% iger Steigung... schieben....die nächste Etappe war ein Campingplatz bei Landsberg. Schöne Wiese und abends dann doch noch mal ein kurzer Regen.

Kirche in Rottenbuch

Am nächsten Morgen haben wir uns auf dem Markt in Landsberg (sehr schönes Städtchen) mit Leckereien auf dem Markt versorgt (Limonenschafskäsecreme, Oliven, Brot, Käse). Gott sei Dank hatten morgens die Schnick-Schnackläden noch geschlossen!

Frühstück in Landsberg

On the way...

Dann gings weiter nach Augburg. Immer am Lech entlang, auf schmalen Wegen wie durch einen Urwald, sehr schön. In Augsburg hab ich eine sehr nette Goldschmiede entdeckt (eigen-haendig). Wir haben uns die Fuggerei angeschaut, die erste Sozialsiedlung der Welt, in der Bedürftige noch heute zu dem Tarif wohnen können, wie zu Zeiten der Fugger. Dann folgte eine Irrfahrt zum Campingplatz. Die Ausschilderung endet in einem Wohngebiet...aber die Bayern sind Gott sei Dank alle freundlich und hilfsbereit...sonst hätten wirs auch echt nicht gefunden. Zur Belohnung gabs, wie jeden Abend, ein Weissbier!


Wasserball in Eggelstetten ;-)
Dann gingen uns die Campinplätze aus, dachten wir...aber...man sollte sich die Karten immer sehr genau anschaun und nicht immer erwarten dass ein zum Ort gehöriger Campingplatz auch im oder am Ort ist. Der Donauwörther Campingplatz ist 8 km von der Stadt entfernt in Eggelstetten. Also konnten wir bei dem schönen Wetter doch zelten. Schöner Zeltplatz! Mit Nachtprogramm..Sturm...wir mussten schnell raus und die aus Faulheit nicht gespannten Sturmleinen spannen.
Hier blieben wir einen Tag, haben uns Donauwörth angeschaut und festgestellt, dass Fahrradführer nicht perfekt sind. An einer Staustufe über den Lech (die werden da nur noch gezählt 23 usw...) müssen die Fahrräder ein enges Treppenhaus nach unten getragen werden. Das wäre mit unserem Gepäck ein besonderer Spaß geworden!

Donauwörth

Dann ging es weiter nach Nördlingen über Harburg (auch ein wunderbarer kleiner Ort mit riesiger Burg). In Nördlingen war Rosenfest und leider war die Kirche wegen Konzertproben geschlossen, schade. Übernachtet haben wir in Wallerstein in einem super gemütlichen Zimmer bei sehr netten Gastgebern! Und es gab ein leckeres Fühstück mit Ei und Saft usw. und das für 22 Euro pro Person. Nur zu empfehlen!

Nördlingen

Nächste Station war Dinkelbühl, mein Highlight der Tour. Aber es war schon mächtig heiß! Dinkelsbühl ist wunderschön, ist auch nie zerstört worden und hat eine tolle Kirche (gotisch! nicht wie sonst in Bayern üblich barock). An diesem Tag war Flohmarkt in Dinkelsbühl. Der Campingplatz hatte dann auch noch einen Badesee! Was will man mehr.

Dinkelsbühl

Weite

Am nächsten Tag ging es nach Schillingsfürst über Feuchtwangen. Kurz vor dem Campingplatz gab es noch eine heftige Steigung, wo wir schieben mussten, bei etwa 35°C war das kein Spaß.

unser Pausenplatz

Am folgenden Tag ging es nach Creglingen. Wir sind schon sehr früh los wegen der Hitze und haben dann in Rothenburg o.d.T. für Frühstück gesorgt. Schöne Stadt, aber an einem Wochentag schon morgens um 10 Uhr voller Touris ;-) Der Campingplatz lag 3 km von Creglingen entfernt in Münster (Weg leicht bergauf) und ich hab auf der Fahrt dorthin gedacht, ich würde gleich tot vom Fahrrad fallen bei der Hitze. Wir waren dann auch schon um 12.30 Uhr auf dem Platz. Haben uns einen Platz gesucht der den Rest des Tages im Schatten lag, gegessen und dann erstmal geschlafen. Das Zelt wurde dann später aufgebaut. Bis zum Badesee haben wir es an diesem Tag nicht geschafft...zu anstrengend!
Im übrigen möchte ich das Taubertal nicht flussaufwärt fahren! Nach Rotheburg muss man nämlich Serpentinen hoch! Hügelig ist es auch in die andere Richtung! Aber sehr schöne Landschaft.


Bad Mergentheim

Die letzte Etappe im Taubertal führte nach Bad Mergentheim. Auch wieder Gluthitze.  In Bad Mergentheim haben wir uns das Deutschordensschloss angeschaut. Dann gings wieder bergauf zum Campingplatz. Wir waren froh, dass die Tagesetappen immer nur zwischen 40 und 55 km lang waren!
Dort wieder Weizenbier und schön im Schatten liegen und lesen.

Die letzte Etappe war die längste, 60km. Und wir hatten bei der Hitze schon ein bisschen Schiss vor diesem Tag. Allerdings waren Gewitter angekündigt und eine Abkühlung auf 30 °C. (Kam dann aber erst nachts). Hinter Tauberbischofsheim geht es von der Tauber weg ein Tal hoch. War schön, wäre aber sicher noch schöner gewesen, wenns kühler gewesen wäre. Einkurzes Stück ging es steil bergab und wieder bergauf, vielleicht 5 km, über einen berg runter zur Autobahn und dann den nächsten Berg hoch. Aber die letzten 8 Kilometer nach Würzburg musste man nur noch bremsen! Das war Klasse! Um zwanzig nach drei waren wir in Würzburg und haben dann aufs Gewitter gewartet...

Morgenstimmung

Der Weg zieht sich...immer bergauf

Über den Hügel kamen wir...

Am nächsten Tag dann noch ein bisschen bummeln in Würzburg.

Würzburg

Würzburg Marktplatz

Dann begann die Heimfahrt des Grauens mit der DB. Es macht keinen Spaß zwei Minuten vor Abfahrt ein voll bepacktes Fahrrad (ca. 30 Kilogramm) eine Treppe runter und wieder rauf tragen zu müssen und dann im Zug mit den Reisenden zu diskutieren, weil sie die Fahrradfahrer nicht ins Fahrradabteil lassen. Das war wirklich Stress. Meine Freundin C. hatte dann auch noch ihren Anschluss in Frankfurt verpasst, muss sich an einer ellenlangen Schlage anstellen und dann mit sämtlichen Bummelzügen über Mainz und Koblenz ins Ruhrgebiet. Für sie dauerte die Fahrt von Würzburg nach Oberhausen dann 8,5 Stunden...



Also, die Tour ist sehr zu empfehlen! Für uns Untrainierte schon etwas anspruchsvoll aber mit vielen schönen Städten und Landschaften. Viele Wege sind Wald und Feldwege, das ist schön, aber mit Gepäck kommt man dann halt nicht so schnell voran. Auch die Entscheidung wieder viel zu zelten haben wir nicht bereut. Bei dem Wetter wäre es eine Schande gewesen sich in geschossenen Räumen aufzuhalten. Mit allem Drum und Dran und allen Umwegen war die Tour dann 522km lang.