Mittwoch, 7. September 2011

Potse...

so nennt meine Freundin S. etwas abschätzig den Ort, in dem sie seit anderhalb Jahren lebt, Potsdam. Wir hatten uns 10 Jahre nicht gesehen und gesprochen und vor ein paar Wochen am Telefon spontan beschlossen, dass es doch schön wäre, wenn ich sie in meinem Urlaub besuchen käme. Dann hab ich auch noch eine Bahnfreifahrt über eine Supermarktkette erhaschen können und dann war alles klar.
Ich bin also letzte Woche mit dem Zug nach Potsdam gefahren. Fing wie üblich an, S-Bahn hat Verspätung und der ICE fuhr, ausnahmsweise, von einem anderen Gleis ab...
S. wohnt in Babelsberg, wenn man also nach Potsdam rein will, ist es erstmal ganz angebracht, mit dem Auto zu fahren. Schaut man sich einen Touristenplan von Potsdam an, so hat man das Gefühl jemand habe englische Schlösser, italienische Villen und chinesische Teehäuser wild über das Stadtgebiet verteilt. Es gibt wirklich unglaublich viele Schlösser und ähnliches, und jedes in enem anderen Stil gebaut. Auch wenn sich S. standhaft geweigert hat, mit mir Schloss Sansoussi zu besuchen kann ich mich nicht beschweren, ich wäre nicht stundenlang durch Schlossparks gelaufen...
Schloss Cecilienhof
Am ersten Abend waren wir im Neuen Garten bei Schloss Cecilienhof (englisch), wo sich nach dem Krieg die Alliierten getroffen haben und sind dann in die Meierei gelaufen, heute eine Brauerei, ein Neumondbier trinken. Der Neue Garten liegt am Heiligen See (also Seen gibts hier wirklich genug!) an dem, an einem Ufer die Reichen und Schönen, wie Joop und Jauch, ihre Häuser haben. Wir sind mit dem Auto wild durch Wälder gefahren. Überall tauchen wunderbare Häuser auf, mal renovier mal "verranzt", wie S. es nennt. Wir waren in Klein-Glienicke und irgendwie sind wir dabei auch mal über die berühmte Glienicker Brücke gefahren.
Am nächsten Tag haben wir einen Ausflug aus raus der Stadt gemacht, nach Ribbeck. Wir mussten doch mal nach dem Birnbaum schaun... Auf dem Weg, in irgendeinem Wald, haben wir dann auch wieder mal ein einsames Schlösschen gefunden, dass mal der Familie von Bülow (Loriot) gehört hatte, den Namen hab ich leider schon wieder vergessen. Dieses Schlösschen ist in Stile einer italienischen Villa, mit Säulengängen und einem römischen Garten gebaut, aha...

Ribbeck lebt ausschließlich von dem Fontanegedicht...wir haben aber ein Cafe mit riesigen Birnentorten und leckerer Birnenschorle entdeckt.
Auf dem Weg dorthin waren wir auch noch auf dem Krongut Bornstedt, Kaffee trinken und die benachbarte Kirche umrunden (eindeutig italienisch!) alles sehr schön.
Woran man sich gewöhnen muss, ist das Kopfsteinpflaster, dass leider verhindert hat, dass S. und ich durchgehend Peter Fox hören konnten, ihr CD-Payer im Auto mag kein Kopfsteinpflaster.
Holländisches Viertel, Mittelstaße
Was mir sehr gut gefallen hat, ist das holländische Viertel in Potsdam. Mit diesem Viertel versuchte der König, Holländer,deren Lebensart er sehr schätzte, nach Potsdam zu locken. Und es gibt ein russisches Viertel "Alexandrowka". Hier hat man das Gefühl, mitten in der Stadt auf dem Dorf zu sein, mit Holzhäusern und großen Obstwiesen.




Schloss Babelsberg
Schön war auch der Spaziergang im Park von Schloss Babelsberg. Hier kann man leider nicht ins Schloss, weil es wohl in keinem guten Zustand ist. Der Park ist aber sehr schön und, wie so viele Parks hier, von Herrn von Lenné geplant. Vom Flatowturm aus hat man einen wunderbaren Blick über Potsdam. Die wussten schon warum sie den Turm gerade auf diesen Hügel baut haben. Aber man fragt sich schon, wie es wohl der "normalen" Bevölkerung in früheren Jahrhunderten erging, während die Herrschaften sich ein Schlösschen nach dem anderen in die Landschaft gestellt haben.
Flatow-Turm
Am letzten Tag, im Nieselregen, haben wir dann noch etwas neuere Architektur besichtigt, nämlich den Einsteinturm, eines der wichtigsten expressionstischen Bauwerke! Er steht auf einem Gelände im Wald, auf dem diverse Observatorien verstreut sind, soweit ich verstanden habe, vor allem zu Sonnenbeobachtung, dem Astrophysikalischen Institut. Immerhin erklärt der Pförtner am Tor uns Touris, wie man laufen muss...
Alles in allem fand ich Potsdam sehr schön. S. meint allerdings, es wäre bestimmt noch schöner, wenn es die Potsdamer nicht gäbe... Man wird auch das Gefühl nicht los, dass nach der Wende hier in paar Westlern mit dem Kauf ihrer Häusern, ein echtes Schnäppchen gemacht haben. Es ist wirklich ein Stilsammelsurium vom Feinsten. 
Einsteinturm

1 Kommentar:

  1. Hi Petra,
    eine Menge Eindrücke hast du geschildert. Ein richtiger kleiner Reiseratgeber... Ein paar der Ecken, die du geschildert hast, hab ich vor drei Jahren auch besucht. Historisch besonders beeindruckend fand ich Schloss Cecilienhof, da hier ja nicht nur einfach die Alliierten getagt haben, sondern der Amerikanische Präsident von dort telefonisch den Befehl zum Abwurf der Atombombe auf Hiroshima gegeben hat.

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